Berlin/Brandenburg
Gemeinsame Meldung Polizei und Staatsanwaltschaft Berlin
Nr. 2227
Einsatzkräfte des Landeskriminalamts Berlin durchsuchten heute im Auftrag der Staatsanwaltschaft Berlin an drei Wohn- und zwei Geschäftsanschriften in Berlin, Schönefeld und Blankenfelde. Ferner vollstreckten die Dienstkräfte gegen einen 39 und einen 48 Jahre alten Mann jeweils Vermögensarreste in Höhe von etwa 435.000 Euro sowie einen Haftbefehl gegen den 39-Jährigen wegen des Verdachts der Beihilfe zum gewerbs- sowie bandenmäßigen Betrug in Zusammenhang mit Faksimiledrucken.
Den Beschuldigten wird vorgeworfen, Teil einer Tätergruppierung gewesen zu sein, die in den Jahren 2022 und 2023 bundesweit eine Vielzahl von Betrugstaten begangen haben soll. Die Tätergruppierung soll sich an lebensältere Personen gewandt haben, die in der Vergangenheit sogenannte Faksimiles – also Nachdrucke antiquarischer Bücher – erworben hatten. Die Angehörigen der Tätergruppierung sollen dabei gegenüber den Geschädigten wahrheitswidrig vorgegeben haben, ihnen den Verkauf ihrer Büchersammlungen an vermeintliche Kaufinteressenten zu hohen Preisen vermitteln zu können. Für die angebliche Vermittlung forderten sie Kautions-, Treuhand- oder Provisionszahlungen, die in mehreren Fällen durch von den Geschädigten aufgenommene Darlehen finanziert wurden. Angehörige der Tätergruppierung sollen bei Begehung der Taten teilweise unter falschen Namen aufgetreten sein und sich als Vertreter verschiedener Firmen ausgegeben haben. Die versprochenen Verkäufe erfolgten
nicht; vielmehr soll es von Anfang an Ziel der Gruppierung gewesen sein, die Vorauszahlungen der Geschädigten für sich zu vereinnahmen.
Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte nach Vollstreckung von Durchsuchungsbeschlüssen, Vermögensarresten und Haftbefehlen im Mai 2025 (Pressemitteilung siehe unten) bereits im Juni 2025 gegen vier weitere mutmaßliche Angehörige der Tätergruppierung Anklage vor dem Landgericht Berlin I erhoben (Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Berlin vom 17. Juli 2025).
Den von den heutigen Maßnahmen betroffenen Beschuldigten wird vorgeworfen, innerhalb der Tätergruppierung für die Verschleierung des Verbleibs der Taterlöse zuständig gewesen zu sein. Sie sollen hierzu ein Netzwerk aus verschiedenen Konten und Gesellschaften errichtet haben, auf das die Zahlungen der Geschädigten weitergeleitet wurden. Im Gegenzug für eine Beteiligung an den Taterlösen sollen die beiden Beschuldigten die überwiesenen Gelder in Form von Bargeld wieder an weitere Angehörige der Tätergruppierung ausgekehrt haben.
Die Durchsuchungen führten zum Auffinden mehrerer Mobiltelefone, umfangreicher Computertechnik, Datenträgern und Firmenunterlagen, die nun ausgewertet werden. Der 39-jährige Beschuldigte wird noch heute einem Ermittlungsgericht zur Verkündung des Haftbefehls vorgeführt.
Erstmeldung Polizei und Staatsanwaltschaft Berlin Nr. 1175 vom 15. Mai 2025: Durchsuchungen und Festnahmen wegen Büchersammlungsverkaufsversprechen
Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Berlin vollstreckten circa 280 Einsatzkräfte der Polizei Berlin unter Führung des Landeskriminalamts Berlin heute Morgen wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Bandenbetruges vier Haftbefehle, fünf Durchsuchungsbeschlüsse und elf Vermögensarreste zur Sicherung mutmaßlichen Taterlöse in Höhe von insgesamt circa 1,95 Millionen Euro.
Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen sollen sich die Beschuldigten im Alter von 24 bis 51 Jahren spätestens ab November 2022 zusammengeschlossen haben, um arbeitsteilig eine Vielzahl von Betrugstaten zum Nachteil insbesondere älterer Personen zu begehen. Bei den Geschädigten soll es sich überwiegend um ehemalige Kundinnen und Kunden einer Verlagsgruppe handeln, die in der Vergangenheit sogenannte Faksimiles, Nachdrucke antiquarischer Bücher, erworben hatten.
Die Beschuldigten sollen sich in wechselnder Besetzung, in einigen Fällen sogar unter Einbindung eines Call-Centers, als Vertreter von Unternehmen ausgegeben haben, die den Verkauf ganzer Bücherkollektionen an Sammlerinnen und Sammler im In- und Ausland vermitteln würden. Für die Abwicklung der vermeintlichen Verkäufe – bei denen Kaufpreise von teilweise bis zu 450.000 Euro veranschlagt wurden – sollen sie dann vorab die Zahlung einer „Provision“, einer „Kaution“ oder einer Gebühr für die „Treuhandabwicklung“ verlangt haben. In einer Vielzahl der Fälle nahmen die Betroffenen sogar Kredite auf, um die geforderten Summen leisten zu können. In einigen Fällen wurden im Namen der Käuferinnen und Käufer ohne deren Wissen betrügerisch Kreditverträge abgeschlossen. In keinem der bisher bekannten Fälle soll tatsächlich die Absicht bestanden haben, einen Verkauf zu vermitteln, sondern es sollten lediglich Vorabzahlungen erlangt werden.
Im Rahmen der Durchsuchungen und Vermögensarrestvollstreckungen in Neukölln, Rudow, Baumschulenweg, Mariendorf und Marienfelde sowie in Falkensee und Teltow konnten Unterlagen, Mobiltelefone und Datenträger beschlagnahmt werden, die nun im Verlauf der weiteren Ermittlungen ausgewertet werden. Außerdem wurden Bargeld in fünfstelliger Höhe, hochwertige Uhren und Designeraccessoires und ein Fahrzeug sichergestellt. Bei den Durchsuchungen fanden die Einsatzkräfte zudem eine hochwertige Münzsammlung, die einem Trickdiebstahl zugeordnet werden konnte, sowie zwei Kennzeichentafeln von Fahrzeugen, die zur Fahndung ausgeschrieben waren. Mehrere Konten wurden gepfändet.
Vier mutmaßliche Hauptverantwortliche der Gruppierung –Männer im Alter 26, 27, 32 und 37 Jahren – wurden aufgrund bereits vorliegender Haftbefehle heute verhaftet. Sie sollen noch heute zur Verkündung der Haftbefehle einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.