Friedrichshain-Kreuzberg/Charlottenburg-Wilmersdorf
Nr. 1209
Bei der gestern Abend bis in die frühe Nacht stattfindenden Jubelfeier in Charlottenburg sind 33 Polizeikräfte verletzt worden. Insgesamt waren rund 180 Kräfte im Einsatz.
Zunächst hielten sich rund 80 Fußballfans einer türkischen Fußballmannschaft in einer Bar in der Dresdener Straße in Kreuzberg auf. Hier brannten die Anhängerinnen und Anhänger Pyrotechnik ab und es kam zu Ruhestörungen. Parallel befanden sich bis zu 1.500 Anhängerinnen und Anhänger des Fußballclubs in einer Eventlocation in der Markgrafenstraße in Kreuzberg. Von beiden Adressen aus begaben sich dann Fans sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit Autos in Richtung Charlottenburg.
Gegen 19 Uhr stellten Polizeikräfte die ersten Fans am Breitscheidplatz fest. Etwa zur gleichen Zeit wurden von Kräften Autos mit Fahnen des Fußballclubs in der Tauentzienstraße, die in Richtung Breitscheidplatz fuhren, bemerkt. Ein verstärkter Zustrom von Anhängerinnen und Anhängern zum Breitscheidplatz war gegen 19:45 Uhr festzustellen. Kurz nach 20 Uhr befanden sich bereits rund 400 Personen am Breitscheidplatz. Aufgrund der weiterhin anwachsenden Personenanzahl sperrten Verkehrskräfte ab etwa 20:30 Uhr angrenzende Straßen für den Fahrzeugverkehr. Etwa zeitgleich kam es noch zu einem Jubelkorso mit etwa 200 Fahrzeugen. Im weiteren Verlauf wuchs die Anzahl der Personen auf circa 2.500 an. Es wurde immer wieder Pyrotechnik abgebrannt und Personen bestiegen Absperrreinrichtungen. Kurz vor 21 Uhr stellten Kräfte in Zivil etwa 30 bis 50 Personen am Kurfürstendamm Ecke Joachimsthaler Platz fest, die kurz darauf von Einsatzkräften angehalten wurden. Daraufhin wurden die
Kräfte mit pyrotechnischen Gegenständen beworfen. Gegen 21:25 Uhr bildete sich im Bereich des Neubaus der Gedächtniskirche ein Schwerpunkt. Hier wurden Polizeikräfte von Fußballfans bedrängt und angegriffen, sodass die Kräfte Reizgas einsetzten und die Personen wegschieben sowie wegdrücken mussten. In der Folge entschied der Polizeiführer, die Jubelfeier zu beenden. Daraufhin wurden entsprechende Durchsagen von der Polizei getätigt und die Personen verdrängt. Gegen 21:45 Uhr befanden sich noch etwa 1.000 Personen am Ort. Bei der Festnahme eines Mannes nach einem Landfriedensbruch wurde ein Polizist mit einer Flasche beworfen, von dieser getroffen und an einer Hand verletzt. Er konnte seinen Dienst fortsetzen. Gegen 22 Uhr verhinderten Polizeikräfte einen geschlossenen Marsch einer Personengruppe zum Breitscheidplatz. Trotz wiederholter Aufforderungen verließen die verbliebenen Fußballfans die Tauentzienstraße nicht. Es wurde fortlaufend Pyrotechnik gezündet und es
kam zu Widerstandshandlungen gegenüber Polizeikräften. Beim Auflösen der Ansammlung wurden Einsatzkräfte mit Steinen und Flaschen beworfen und es kam zu pro-palästinensischen Rufen. In der Folge mussten Polizeikräfte unmittelbaren Zwang in Form von Schieben und Drücken anwenden.
Gegen 22:40 Uhr warfen ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jubelfeier in der Lietzenburger Straße gezielt Pyrotechnik auf Kräfte einer Einsatzhundertschaft. Dabei erlitt ein Polizist ein Knalltrauma. Er konnte seinen Dienst fortsetzen.
Etwa zehn Minuten später befanden sich keine Anhängerinnen und Anhänger der Fußballmannschaft mehr am Breitscheidplatz.
Kurz nach 23 Uhr besprühten ehemalige Teilnehmende der Jubelfeier einen Pressevertreter in der Budapester Straße mit Reizgas. Hinzugerufene Rettungskräfte versorgten ihm am Ort.
Polizeikräfte führten insgesamt 34 Freiheitsbeschränkungen durch, von denen alle Personen nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder entlassen wurden. 30 Strafermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung und versuchter Gefangenenbefreiung sowie zwei Ordnungswidrigkeitenverfahren wurden eingeleitet. Von den 33 verletzten Polizeikräften mussten vier ihre Dienste beenden. Zwei von ihnen wurden in einem Krankenhaus behandelt und konnten dieses anschließend wieder verlassen.